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Hebräische Sprache

Einführung


Das hebräische Alef-Bet (Alphabet)

Schriftsysteme

Zu diesem Thema gehören dreierlei: Sprache, Schrift und ein logisches System. Obwohl diese drei Termini "Partner sind", also zusammengehören, bezeichnen sie Verschiedenes. Eine Sprache kann sowohl in vielerlei Schriften erscheinen, als auch zu verschiedenen Systemen zugeordnet werden. Die drei hauptsächlichen Systeme sind: Das Bildersystem; das Silbensystem und das alphabetische System.

  • Das Bildersystem auch Hieroglyphika grammata - heilige Buchstaben, oder Hieroglyphen genannt, erscheinen - im kurzen Überblick gesehen - in zwei historischen Hauptphasen:
  1. die piktographische Phase: Diese bezieht sich auf eine Bilderschrift, also auf eine Schriftsprache, die in Form von Bildern erscheint. Jedes Bild spricht nur für sich selbst, denn ein Bild kann sehr subjektiv sein, und infolgedessen verschiedentlich lesbar und schwer zu interpretieren;
  2. die spätere idiographische Phase: Hier ist von einer fortgeschrittenen Bilderschrift die Rede, denn die idiographischen Bilderzeichen haben auch eine syntaktische (satzbildende) Bedeutung.
Für beide Bilderschriften braucht man Hunderte von Zeichen, die auch eine magisch- religiöse Bedeutung haben, und nur von den Gelehrten und Priestern gehandhabt werden konnten.
 
  • Das zweite System der alten Sprachen ist ein Silbensystem, die sog. Keilschrift. Jede Silbe hat ein bestimmtes Zeichen. Die Zahl der Zeichen sind in diesem System zwar bedeutend geringer als bei den Hieroglyphen, aber immerhin werden noch unübersichtlich viele Zeichen benötigt, z.T. sehr schwer zu unterscheiden, da sie mit sich wiederholenden Elementen durchsetzt sind.
  • Das dritte System ist das Alphabet, in dem es nur 22 bzw. bis 28 Zeichen gibt. Diese Entwicklung war sehr dramatisch. Erstens kann jeder Mensch 22 bis 28 Zeichen lernen; zweitens reicht diese kleine Anzahl der Zeichen aus, um jeglichen Gedanken, ob konkret oder abstrakt, niederzuschreiben. Das Alphabet steht in keinem Vergleich zu den beiden erstgenannten Systemen.

Prof. David Diringer, einer der größten Forscher der Schriftentwicklung, schreibt in seinem Buch "Writing and the Alphabet": Das Alphabet-System ist das wirksamste und nutzbringendste aller Schreibsysteme. Dabei ist die "Formel" des Alphabet-System ganz unkompliziert: Es gibt nur ein bestimmtes Zeichen für jeden Laut in der Sprache, und diese Zeichen werden nach einer geordneten Reihenfolge aufgezählt. Das System ist in seiner Einfachheit unerreichbar und man sollte es als eine der originellsten Ideen anerkennen, ja, es ist eine Idee, die in der Geschichte der Menschheit einmalig ist. Der Erfinder des Systems war ganz sicher ein ungewöhnlich phänomenaler Gelehrter. Kein Wunder, dass die jüdischen Weisen es als Gottes Gabe ansahen (Diringer, 1973). Es ist unvorstellbar, wie arm unsere Wissenschaft und Literatur heute ohne dieses einfache System des Alphabets wären.

Das alphabetische System enthält den Kern einer demokratische Grundlage, denn wie gesagt, jederman ist befähigt 22 bis 28 Zeichen zu lernen und zu benutzen. So fand man z. B. in Lachisch, im Süden Israels, eine Tontreppe, an deren Aussenseite die sieben ersten Buchstaben des hebräischen Alpha-Bet von einem Kind gekritzelt wurden. Wahrscheinlich hatte es diese Buchstaben gerade gelernt, der Ton war noch frisch und das nutzte das Kind aus.
 
 
Zur Entstehung des semitischen Alphabets

Es existieren keine eindeutigen dokumentarischen Zeugnisse über das original- semitische Alphabet, dessen System in der Gegend des Heiligen Landes, dem damaligen Land der Kana`aniter und Phönizier, zwischen 1700 und 1300 B.C entstanden ist. Theorien über die Entstehung des semitischen Alphabets könnten durch zukünftige archäologische Befunde von Inschriften bekräftigt oder auch widerrufen werden.

Es ist höchst wahrscheinlich, dass Palästina und Syrien die bevorzugten Bedingungen hatten, um das alphabetische System zu erfinden und auszuarbeiten, aber der ganz genaue Ort der Erfindung ist noch nicht fixierbar. Die Namen zweier alter Städte - in Palästina "Kirjat Sefer" (Stadt des Buches) und in Syrien "Byblos" (Buch-Stadt) - sind wichtige, aber nicht erwiesene Hinweise. Die Inschriften aus Byblos und Geser, die den Schriften der Phönizier, des Alten Hebräisch und dem Aramäisch sehr ähnlich sind, können als "starting points" der Historie des Alphabets betrachtet werden (Diringer).

Nach Diringer erreichte das Alphabet seine endgültige Form in den letzten Jahrhunderten des zweiten Jahrtausend B.C. Dieses, als das nord-semitische Alphabet bekannt, ist der Ursprung des modernen Alphabets. Die Phönizier, die große Seefahrer waren, brachten das Alphabet nach Europa, und dort wurde das System insgesamt mit den graphischen Zeichen von den Griechen und Römern übernommen. Das hebräische Alphabet hatte zwar keine Zeichen für Vokale, dagegen aber Zeichen für Kehllaute. Diese wiederum gab es nicht im Lateinischen und Griechischen. So benutzte man die hebräischen Kehllautzeichen als Vokale. Das Alef wurde zum A, das Hej zum E und das Ajin zum O.

Da man damals schon auf Papyrus malte, wurde nun statt von rechts nach links von links nach rechts geschrieben, aus dem einfachen Grund, um das Geschriebene nicht zu verwischen.
 
 
Die hebräische Schrift

Die älteste vollständige hebräische Inschrift ist die schon erwähnte Geser-Tafel aus der Zeit des König Salomon (980-940 B.C.). Auf dieser Tafel werden die Jahresmonate nach ihren landwirtschaftlichen Aufgaben aufgezählt. Eine weitere sehr interessante Inschrift ist auch die Haschiloach-Tafel aus der Zeit des Königs Chiskija (Chronik II, 32,30). Dieser König beschloss, einen Tunnel zu graben, um Wasser von der Quelle Gichon nach Jerusalem zu leiten. Man fing von beiden Seiten an zu graben, und die Inschrift beschreibt die letzten dramatischen Augenblicke, als die Arbeiter auf der einen Seite diejenigen auf der anderen Seite hörten und so erkannten, dass man sich in der Richtung nicht geirrt hatte.

Der graphische Aspekt des semitisch-kanaanitisch-hebräischen Alphabets ist jedoch unklar und umstritten. Was war zuerst da? Das System oder die piktographischen Zeichen? Nach Diringer gab es zu Anfang 22 künstliche und willkürliche geometrische Zeichen. Die piktographischen semitischen Zeichen und Namen der Buchstaben des Alphabets kamen erst später hinzu, als mnemotechnisches Mittel, als Gedächtnishilfe, um das Lernen der Zeichen zu erleichtern. So wurde der erste Buchstabe zum Alef, vom hebräischen "Aluf" d.h. Ochs/ Bulle; in diesem Licht lassen sich die Buchstabennamen des gesamten Alphabets folgendermassen rekonstruieren:
 
Alef - "Aluf" (Ochse)
Bet - "Bajit" (Haus)
Gimel - "Gamal" (Kamel)
Dalet - "Delet" (Tür)
Hej - unklar, vielleicht von "Chalon" (Fenster)
Waw - "Waw" (Haken)
Sajin - "Kli Sajin" (Waffe)
Chet - "Chez" (Pfeil)
Tet - unklar, vielleicht von "Hataja" (Ableitung, Beugung)
Jud - "Jad" (Hand)
Kaf - "Kaf" (Handfläche)
Lamed - "Malmad Bakar" (Ochsenstachel)
Mem - "Majim" (Wasser)
Nun - "Nachasch" (Schlange)
Samech - "Schemech" (Forelle)
Ajin - "Ajin" (Auge)
Pej - "Pe" (Mund)
Zadi - unklar, vielleicht von "Zidon" (Schiffsbreitseite)
Kuf - "Kupa schel Machat" (Nadelöhr)
Rejsch - "Rosch" (Kopf)
Schin - "Schen" (Zahn)
Tav - "Tav" (Zeichen)
 
Die hebräischen Buchstaben waren ursprünglich rein willkürlich-geometrische Zeichen, während die meist konkreten Buchstaben-Namen als Gedächtnishife dienen sollten. Passend zu der Konsonanten-Schrift, enden die Namen der Buchstaben mit einem beliebigen Konsonanten (oder einem Vokal), während der Anfangsbuchstabe des Namens seinen Laut symbolisiert (akrophonisches Prinzip). Es wird angenommen, dass einige Laute ihren reinen ursprünglichen Charakter verloren haben (wie z.B. Sin und Samech). Die Reihenfolge der Buchstaben hat hingegen ihre traditionelle Sequenz bewahrt, die in einigen Bibelstellen nachzuvollziehen ist (Proverbs 31, 10-31; Psalmen 34,2-23).
 
Das alte hebräische Alef-Bet (Alphabet), kurz „Iwri“ (Hebräisch) genannt, ist wie das phönizische eine Abzweigung des Kana`anitischen, und wurde bis nach der Zerstörung des ersten Tempels beibehalten. Nach Diringer ist die Annahme, dass die aramäischen Schriftzeichen die eigentlichen „Eltern“ der modernen hebräischen Schrift sind, nur teilweise korrekt. Beeinflusst durch die kulturelle Umgebung im babylonischen Exil, wurde zwar nur noch die assyrische oder Quadratschrift benutzt, und dieselbe gehört allerdings zu dem aramitischen Zweig, aber ausschlaggebend ist der Einfluss des alten "Iwri".
 
 
Das moderne hebräische Alef-Bet (Alphabet)

Die 22 Konsonanten-Buchstaben des modernen hebräischen Alef-Bet sind semitischen Ursprungs, doch begann sein Standardisierungs-Prozess noch vor der neuen Zeitrechnung. Beibehalten wurden die hebräischen Buchstaben-Namen, der Lautwert, die fünf Endbuchstaben, und die Reihenfolge der Buchstaben.

Die Schrift wird von rechts nach links gelesen. Die meisten Buchstaben haben eine ausgesprochene Eigenform, es gibt jedoch auch einige, die sich sehr ähneln. Fünf der Buchstaben haben eine besondere Form als Endbuchstaben (Kaf, Mem, Nun, Pej und Zadi). Die hebräischen Buchstaben dienen auch als Zahlen: Die ersten neun – für die Einheiten 1-9; die nächsten neun - für die Zehner (10-90), und die letzten vier - stehen für die Nummern 100, 200, 300 und 400.

Das hebräische Aleph-Bet ist wie gesagt ein konsonantisches, wenngleich vier der Buchstaben auch als lange Vokale benutzt werden (Aleph, Hej, Waw, Jud); da sie das verständliche und genaue Lesen sehr erleichtern, werden sie mit dem schönen Namen "Lesemütter" (Imot-haKri`ah) bezeichnet.
 
 
Die Vokalisierung der hebräischen Schrift

Die alten semitischen Schriften erscheinen ohne graphische Zeichen für die Vokale. Auch die Torarollen werden bis zum heutigen Tag ohne graphische Zeichen für die Vokale, also unpunktiert geschrieben; und auch im modernen Neu-Hebräisch wird mit Ausnahme der Poesie fast nur unpunktiert geschrieben und gelesen.

Wo, wann und wie erschienen die Zeichen der Vokale und welche waren es? Heute haben wir fünf Vokale in verschiedenen Ausführungen – kurz, lang oder halblang (A: Kamatz und Patach; E: Zejre und Segol; I: Chirik; O: Cholam, U: Kubbuz).

Die ersten graphischen Zeichen für Vokale erschienen nach der Zerstörung des zweiten Tempels - im ersten und zweiten Jahrhundert unserer Zeitrechnung. Damals wurde die hebräische Sprache im Alltag nur noch wenig benutzt. Aber es vergingen noch mehr als vier Jahrhunderte bis sich auch die Juden durch den Einfluss des Griechischen und des Arabischen mit Grammatik beschäftigten, und so entwickelten sich hauptsächlich vier Traditionen von Vokalzeichen - vier Punktiersysteme, von denen die Tiberianische Version (so genannt nach der Stadt Tiberias) sich durchsetzte. Die Vokale bilden keine selbständigen Symbole, denn sie können nur in Verbindung mit einem Konsonanten geschrieben und gelesen werden. Vielleicht sind sie deshalb nur angedeutet durch Pünktchen und Strichlein, unter, über und neben den Konsonanten. Das hebräische Wort für „Vokal“ ist „Tenu`ah“, Bewegung. Die Vokale "bewegen" also das Wort gewisermassen fort.
 
Die alten Hebräer und Kana`aniter haben die Menschheit durch dreierlei Gaben bereichert: "durch den Monotheismus, die Bibel und das Alphabet". Über das hebräische Alef-Bet bezeugt Tur-Sinai wie folgt(zitiert in Diringer, 1973):
 
"Das Alef-Bet wurde anfangs in Worten und Sätzen von Priestern gelehrt; es ist ein religiöses Dokument, das den Glauben an einen Gott proklamiert. In anderen Worten, das Alphabet, Anfang und Fundament alles Lernens, ist eine Schöpfung von Israels Genius und ein Zeugnis der Originalität der Tora".
Fäkultat für Jüdische Studien הפקולטה למדעי היהדות Bar Ilan Universität, Ramat Gan, Israel אוניברסיטת בר אילן