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Judentum

Glossar (alphabetisch geordnet)


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Haftara
(Prophetenlesung, wörtl. etwa „Entlassung", „Verabschiedung", „Abschluß")
Der an *Schabbat, *Neumond und Feiertagen stattfindenden *Toralesung in der *Synagoge folgt die H.-Lesung. Die jüdische Überlieferung weist deren Ursprung der Zeit der antireligiösen Dekrete der hellenistischen Seleukiden zu, die im 2. Jh. v. das Land Israel beherrschten. Die H. sollte die damals mit einem Verbot belegte Toralesung ersetzen. Auch nach Aufhebung dieses Verbots wurde der Brauch der H. beibehalten. Jedem bei der Toralesung gelesenen *Wochenabschnitt ist somit ein zusätzlicher Prophetenabschnitt zugeordnet, der eine thematische Ähnlichkeit zu ihm aufweist. Somit werden verschiedene Geschehen, die oft viele Jahrhunderte auseinanderliegen, miteinander in Beziehung gesetzt. Dies begünstigt eine metaphysische Sicht der Ereignisse, da diese dann als verschiedene Erscheinungsformen eines in der Tora zuerst offenbarten zeitübergreifenden Grundmusters aufgefaßt werden können. Bestimmte Schabbate im Jahr haben, genauso wie die Feiertage und Fasttage, ihren eigenen, vom Wochenabschnitt unabhängigen Prophetenabschnitt.

Haggada
(Wörtl. "Erzählung")
Gemeint ist die "Haggada schel Pessach", die Erzählung vom Auszug aus Ägypten. In der ersten Nacht (in der *Diaspora in den zwei ersten Nächten) des *Pessachfestes gilt das Gebot des "Erzählens", wie es im Buch Exodus formuliert ist. Dort gibt im Verlaufe des Auszugs aus Ägypten Gott den Juden das Gebot, dieses Ereignisses für alle Zukunft alljährlich am Pessachfest zu gedenken. Unter anderem heißt es dort (13,8): "Und du sollst deinem Sohn erzählen an jenem Tag". Im Laufe der Generationen wurde dieses ursprünglich auch formlos erfüllbare *Toragebot von den jüdischen Weisen in eine feste Form gegossen: die Pessach-Haggada. Die Hauptelemente der heutigen H. befinden sich schon in der *Mischna Pessachim, Kap. 10). Die heute in der gesamten jüdischen Welt mit nur leichten Änderungen benutzte H. enthält noch weitere Zusätze, die im Mittelalter hinzukamen (Siehe *Pessach in der Rubrik "Jüdische Feste").

Halacha
(adj. halachisch)
Das jüdische Religionsgesetz. Es basiert auf der Autorität der schriftlichen und mündlichen Lehre (s. *Tora
 und *Talmud) und verpflichtet die Juden zur Einhaltung von Ge- und Verboten.

Hebräischer Kalender
Seit biblischen Zeiten von den Juden benutzter Lunisolar-Kalender, dessen Jahre nach dem Sonnenzyklus (Sonnenjahre) und dessen Monate nach dem Mondzyklus (Mondmonate) berechnet werden.
Der gregorianische Kalender, der sich zunächst im Christentum und schließlich auch weltweit durchgesetzt hat, gibt den Mondzyklus zu Gunsten des Sonnenzyklus preis - d.h. ein Monat wird als ein Zwölftel des Sonnenjahres definiert, womit die Monate (Monat kommt etymologisch von Mond) keinen Bezug mehr zum Mondzyklus haben. Der jeweilige Monatserste (1. Januar, 1. Februar u.s.w.) kann mithin einmal bei Neumond, einmal bei Vollmond oder irgendwo dazwischen anfallen. Demgegenüber sind bestimmte Monate unverrückbar mit bestimmten Jahreszeiten verbunden (Januar ist ein Wintermonat, Juli ein Sommermonat u.s.w.). Beim islamischen Kalender verhält es sich genau umgekehrt: er gibt den Sonnenzyklus zu Gunsten des Mondzyklus preis: Der Monat ist so zwar ein echter Mondmonat (der Monatserste ist immer Neumond), das Jahr wird jedoch nicht nach dem Sonnenzyklus berechnet, sondern als die Summe von 12 Monaten definiert. Die alljährlich anfallende etwa 11-tägige Differenz zwischen dem islamischen Jahr und dem Sonnenjahr summiert sich im Laufe der Zeit zu Monaten und Jahren. Darüberhinaus sind die Monate nicht an eine bestimmte Jahreszeit gebunden (so dass beispielsweise der Fastmonat Ramadan sich periodisch allmählich vom Winter in den Sommer und umgekehrt verschiebt).
Der jüdische Lunisolarkalender wird sowohl dem Sonnen- als auch dem Mondzyklus gerecht. Die Notwendigkeit eines Lunisolarkalenders im Judentum beruht auf *religionsgesetzlichen Motiven. Sie ergab sich aus mehreren Schriftstellen (Ex. 23,15-16; 34,18,22; Dt. 16,1), in denen bestimmten jüdischen Festen nicht nur ein spezifischer Monat, sondern auch eine bestimmte Jahreszeit zugewiesen wird, alle Monate somit auch an ihre jeweiligen Jahreszeiten gebunden sind. Da die Mondmonate rechnerisch nicht im Sonnenjahr aufgehen, wird die nach jeweils zwölf Monaten anfallende Differenz zum Sonnenjahr durch die Einschaltung von 7 Schaltjahren mit jeweils dreizehn Monaten innerhalb eines 19-Jahre Zyklus bereinigt. Die hebräischen Monate sind: Tischri, (Mar)Cheschwan, Kislew, Tewet, Schewat, Adar (sowie der dreizehnte Monat Adar Bet), Nissan, Ijar, Siwan, Tamus, Aw, Ellul.
Seit der vom Hillel II im Jahre 344 vorgenommenen Kalenderreform wird der Kalender nur noch errechnet und braucht nicht mehr, wie zuvor, von einer im Lande Israel befindlichen Zentralinstanz bestätigt zu werden.

Die Berechnung des jüdischen Kalenderjahres beruht auf der traditionellen Datierung seit der Weltschöpfung. Es läßt sich errechnen, indem man dem christlich-gregorianischen Kalenderjahr 3760 Jahre hinzuzählt (ab dem Monat Tischri, der im September oder Oktober beginnt, bis Ende Dezember muß man 3761 addieren). Beispiel: Das Jahr 2000 entspricht dem jüdischen Jahr 5760.

Heilige Lade
1. Die Bundeslade. Sie enthielt die beiden Gesetzestafeln mit den zehn Geboten.
2. Ein sich an der Ostseite der Synagoge befindlicher Schrein, in dem die Torarollen untergebracht sind.

Herzl, Theodor (Binjamin Se‘ew)
(Budapest 1860 - 1904 Edlach)
Begründer des politischen *Zionismus
. Journalist, Bühnenautor und Schriftsteller. H. stammte aus einer *assimilierten österreich-ungarischen jüdischen Familie und wurde auf Grund seiner Erfahrungen mit dem Antisemitismus (*Dreyfus-Prozess) zur Vision eines jüdischen Nationalheims erweckt. Herzl propagierte seine Idee zunächst in seiner Schrift "Der Judenstaat" (1896) und in der Folge auf dem von ihm einberufenen ersten zionistischen Weltkongress in Basel (1897). Die wenigen ihm danach verbliebenen Jahre verbrachte H. in fiebriger Tätigkeit für die zionistische Sache. Seine Rolle als der visionäre Begründer des jüdischen Staates ist unumstritten. H.s sterbliche Überreste wurden nach der Staatsgründung Israels nach Jerusalem überführt und dort auf dem Herzl-Berg bestattet.

Hillel (der Alte)
Herausragender jüdischer Gelehrter, der im 1. Jh. v. und 1. Jh. n. lebte. Ursprünglich aus Babylon kommend, wurde H. zu einem der führenden Weisen im Lande Israel und schließlich zum Vorsitzenden des *Sanhedrin. H. gilt als der Begründer der Hillelschen Lehrmethode ("Bet Hillel"), die sich in der *Halacha durchgesetzt hat, sowie der Hillel-Dynastie, die über Jahrhunderte hinweg die Vorsitzenden des Sanhedrin stellte.

Hirsch, Samson Raphael
(Hamburg 1808-1888 Frankfurt/ Main)
Herausragender *orthodoxer
 Rabbiner in Deutschland in der Emanzipationszeit. Vordenker und Führer der gesetzestreuen deutschen Judenheit in der Neuzeit. Vertreter der *Neo-Orthodoxie, kompromißloser Gegner des *Reformjudentums und Begründer der (Frankfurter) *Trennungsorthodoxie. Als Verfasser religionsphilosophischer Schriften, *Tora- und Psalmenkommentator, Publizist sowie in seiner öffentlichen Tätigkeit versuchte H. unter dem Banner von *"Tora im Derech Erez" traditionelles Judentum und Moderne in Einklang zu bringen.

Hochdeutsche Israelitengemeinde in Altona
Offizielle Bezeichnung der aschkenasischen jüdischen Gemeinde in Altona.

Hohe Feiertage
Als Hohe Feiertage bezeichnet man im Judentum die im Abstand von zehn Tagen aufeinanderfolgenden Feste Rosch Haschana und Jom Kippur, die in den Herbstmonat *Tischri fallen. Es handelt sich um ernste Tage, auch Busstage genannt, die von einer gemeinsamen, ihnen eigenen Atmosphäre beherrscht werden. Der Monat Ellul, der den Hohen Feiertagen vorangeht, dient der seelischen Vorbereitung auf die an den Hohen Feiertagen an den Juden gestellten Anforderungen der Besinnung und Rückkehr.

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Fäkultat für Jüdische Studien הפקולטה למדעי היהדות Bar Ilan Universität, Ramat Gan, Israel אוניברסיטת בר אילן