Gaon
(Wörtl. etwa "Exzellenz")
Nachweislich seit dem 7., vielleicht aber schon dem 6. Jh. gebräuchlicher Titel der Leiter der beiden nachtalmudischen babylonischen *Jeschiwot in Sura und Pumbedita. Die Geonim galten als die geistigen Führer des Judentums und ihre Autorität erstreckte sich auch auf außerhalb Babyloniens ansässige *Diaspora-Gemeinden. Aufgrund ihres Ansehens als Gelehrte und *Dezisoren wurden ihre Lehrhäuser so zum obersten Gerichtshof des Gesamtjudentums. Die Personalbesetzung des Geonats, die lange Zeit in den Händen des Exilarchen, der obersten politischen Autorität des babylonischen Judentums lag, wurde mitunter auch von politischem Kalkül geleitet, so dass sie nicht immer einwandfrei war. Dennoch blieb die *religionsgesetzliche Autorität der Geonim weitgehend unangetastet. Mit der Verlagerung des jüdischen Bevölkerungszentrums nach Spanien und der damit einhergehenden Erlöschung des babylonishen Geonats im 11. Jh verlor das Judentum seine letzte allgemein anerkannte zentrale Entscheidungsstelle in religionsgesetzlichen Fragen. |