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Judentum

Glossar (alphabetisch geordnet)


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Machsor
(Wörtl. etwa "Zyklus”)
Besonderes Gebetbuch für die jeweiligen Feiertage. Während das reguläre Gebetbuch, der "Sidur”, die Werktag- sowie Schabbatgebete enthält, gibt es jeweils eigene Machsorim für die Hohen Feiertage (*Rosch haSchana, und *Jom Kippur), und für die Wallfahrtsfeste (*Pessach, *Schawuot und *Sukkot).

Maimonides, Moses
(Cordoba 1135-1204 Fostat)
In jüdischen Kreisen als Rambam (Abk. für Rabbi Mosche Ben Maimon) bekannter Talmudgelehrter, Arzt und Philosoph. Verfasser eines Kommentars zur *Mischna
, des ersten systematisch geordneten *religionsgesetzlichen Kodexes *Mischne Tora sowie des *Führers der Unschlüssigen, einer über das Judentum hinaus bekannten religionsphilosophischen Schrift. Maimonides’ talmudisches Wissen sicherte ihm die Ehrfurcht aller kommenden Gelehrtengenerationen, während seine in der mittelalterlichen aristotelischen Tradition stehenden religionsphilosophischen Schriften seinen Ruf als bedeutendster jüdischer Religionsphilosoph des Mittelalters begründeten. Maimonides stand schon zu Lebzeiten bei Juden und Nichtjuden in einem hohen Ansehen. Dieses blieb in jüdischen Kreisen bis heute unübertroffen und spiegelt sich in dem populären Spruch: "Von Moses bis Moses gab es keinen wie Moses".

Mazza
Das von der *Tora den Juden für das *Pessachfest vorgeschriebene Fladenbrot, meist als "ungesäuertes Brot" übersetzt. Die M. muß aus ungesäuertem, d.h. nicht aufgegangenem Teig gebacken sein. Für das Mazzamehl darf nur eine der fünf Getreidearten Weizen, Gerste, Dinkel, Hafer oder Roggen verwendet werden (*Schulchan Aruch, Orach Chajim 453,1). Die M. wird in der *Haggada als das "Brot der Armut" bezeichnet, "das unsere Väter in Ägypten gegessen haben", gilt dort aber paradoxerweise auch als das Brot der Erlösung, die so schnell kam, "daß der Teig unserer Vorfahren keine Zeit hatte zu säuern", bevor er gebacken wurde. M. essen gilt nur am ersten Abend des Pessachfestes, dem *Sederabend, als Pflicht. An den restlichen Tagen des Festes darf man zwar weiterhin nichts Gesäuertes (Chamez) zu sich nehmen, muß aber keine Mazza essen (*Maimonides, *Mischne Tora, Hilchot Chamez uMazza 6,1).

Mendelssohn, Moses
(Dessau 1729-1786 Berlin)
Deutsch-jüdischer Aufklärungsphilosoph, der in seiner Person den jüdischerseits etwas verspäteten Übergang vom Mittelalter in die Neuzeit versinnbildlicht. M.s Philosophie orientierte sich an der Philosophie Leibnizs und der Deisten (Freidenker). In seinem öffentlichen Wirken setzte sich M. stark für die Emanzipation der Juden ein. In seinem Alterswerk "Jerusalem" versucht er, die Vereinbarkeit der traditionellen jüdischen Lehre, der er bis an sein Lebensende treu blieb, mit den zentralen Werten der Aufklärung zu belegen. M.s Anliegen war es, die Juden in die deutsche Aufklärungskultur einzuführen. Alle später entstandenen Strömungen im Gegenwartsjudentum nahmen bei M. geistige Anleihen. Seine Person und seine ideengeschichtliche Stellung im Spannungsfeld zwischen Traditionsbewahrung und Assimilation sind bis heute umstritten.

Messias
(hebr. "Maschiach", der Gesalbte)
Der im Judentum für die Endzeit erwartete Erlöser, der insbesondere in den Prophetenbüchern in seiner idealen Funktion als gerechter König und Friedensbringer beschrieben wird. In seinen Händen werden sich Moral und Macht vereinigen, um für die gerechte Neuordnung der irdischen Verhältnisse zu sorgen. Unter seiner Herrschaft erst werden die "Schwerter zu Pflugscharen" (Jesaja 2,4), werden Wölfe und Schafe friedlich zusammenleben (Jesaja 11,6). Die Gotteserkenntnis wird dann nicht mehr nur Einzelnen oder dem Volk Israel vorbehalten sein, sondern Anteil der gesamten Menschheit werden, wie "das Wasser im Meer" (Jesaja 11,9). Im Messiasgedanken, der im jüdischen Glauben einen zentralen Platz einnimmt, trifft sich das Motiv einer jüdisch-nationalen Wiedergeburt mit der universalen Hoffnung auf eine für alle Menschen bessere Welt. Die Bitte um die baldigen Erscheinung des M. ist Bestandteil des täglichen jüdischen Gebetes.

Midrasch
(wörtl. etwa "Deutung", "Auslegung")
Teil der *mündlichen Lehre.
1. Außertalmudische Schriftsammlung *halachischen
 oder *agadischen Inhalts. Es gibt mehrere solcher Schriftsammlungen, deren Endredaktion jeweils bestimmten *Tannaiten oder *Amoräern zugeschrieben wird.
Der agadische M. ("Midrasch Agada") besteht meist aus Erläuterungen bzw. Ausführungen zu in der *Tora
 und anderen Büchern der Bibel überlieferten Erzählungen. Der halachische M. ("Midrasch Halacha") unternimmt es, aus dem Text der Tora heraus nicht eindeutig genug ersichtliche Gebote anhand verschiedener Interpretationsregeln aus ihm herauszulesen und in ihrem genauen Umfang und Geltungsbereich zu bestimmen.
2. Agadische Passagen im *Talmud.

Minjan
(Wörtl. etwa "Anzahl”)
Ein Quorum von 10 erwachsenen jüdischen Männern, durch das erst ein jüdisches Gebet zu einem Gemeinschaftsgebet wird (Num. 14,27, Talmud Megilla 23b.). Die Zentralität der Gemeinschaft im Judentum stützt sich auf Psalmen 82,1, wo Gottes feste Präsenz gerade ihr, und nicht dem Einzelnen, versprochen wird. Bestimmte, als besonders heilig betrachtete Passagen im Gebet dürfen daher nur gemeinschaftlich gesprochen werden. Somit ist der jüdische Gottesdienst letztendlich auf eine Gemeinschaft angewiesen. Auch bei anderen Ereignissen von *religionsgesetzlicher Bedeutung, bei denen eine "heilige" Handlung Öffentlichkeit erfordert (wie z.B. bei der jüdischen Hochzeitszeremonie), ist ein M. erforderlich (Traktat Ketubot 7a; vgl. Mischna Megilla 4,3).

Mischna
(wörtl. etwa "Wiederholen", "Einprägen")
Hauptwerk der jüdischen *mündlichen Lehre, die die *schriftliche Lehre begleitet und ergänzt. Eine im 2. Jh. von Rabbi Jehuda haNassi endredigierte Sammlung der bis dahin nur mündlich überlieferten Gesetzesvorschriften. Die M. besteht aus 6 "Ordnungen" mit insgesamt 63 Traktaten.

Mischne Tora
(hebr., wörtl. etwa "Wiederholung der Lehre")
Von *Maimonides im Jahre 1180 vollendeter, erster systematisch aufgebauter jüdischer Gesetzeskodex, nach seinen 14 Büchern auch "Jad Hachasaka" - die "starke Hand" - genannt ("Jad" hat den hebräischen *Zahlenwert 14). Im M.T. wurde der bis heute unübertroffene Versuch unternommen, unter Berücksichtigung der gesamten talmudischen Diskussion das ganze jüdische Gesetz systematisch zu ordnen und auch in im *Talmud unentschiedenen Fragen zu einer *religionsgesetzlichen Entscheidung zu gelangen. Im Gegensatz zu anderen, insbesondere späteren religionsgesetzlichen Werken, behandelt das Werk M.T. auch solche Bereiche des jüdischen Gesetzes, die z.Z. auf die Theorie beschränkt sind (wie z.B. den Gottesdienst im *Tempel, die Vollmachten eines Propheten u.ä.). Maimonides’ kaum zu überbietender Ruf als Gelehrter beruht in erster Linie auf dem M.T.

Misrachi
Akrostichon von (hebr.) "Merkas Ruchani" ("Geistiges Zentrum"). Im Jahre 1902 in Wilna gegründete Vereinigung *gesetzestreuer *Zionisten. Als seine Hauptaufgabe betrachtet der M. eine die Rolle der Religion stärkende Einflußnahme auf die mehrheitlich säkulare zionistische Bewegung einerseits, sowie die Propagierung des Zionismus unter den gesetzestreuen Juden andererseits. Der M. etablierte sich als gewichtige Minderheitenfraktion mit eigenen Institutionen und einem eigenen Erziehungswesen innerhalb der zionistischen Bewegung und steuerte aktiv zum Aufbau des Landes Israel sowie zur Staatsgründung bei. Aus dem M. ging die seit der Staatsgründung in der Knesset (Israelisches Parlament) vertretene und meistens auch an der Regierung beteiligte National-Religiöse Partei hervor.

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Fäkultat für Jüdische Studien הפקולטה למדעי היהדות Bar Ilan Universität, Ramat Gan, Israel אוניברסיטת בר אילן